Meala – Tochter der Freiheit
Ihr Lieben,
ich möchte nun mit unserer Geschichte anfangen – der Geschichte zwischen mir und einem wundervollen Pferd, die Geschichte zwischen mir und Meala.
Mit Meala kam alles anders als „geplant“. Anders als gedacht. … Es kam einfach alles anders.
Und ich habe mich auf diesen Weg eingelassen und dabei so viel Neues gelernt. Gelernt – vor allem über mich.
Aber der Reihe nach.
Meala sollte eigentlich das Pony für meine Tochter sein. Im Sommer 2016 wollten wir für Mimi ein Pferd kaufen. „Geplant“ war, dass sie dann endlich ihren Traum erfüllen kann vom eigenen Pony – und ich mich dann endlich mit all meiner Kraft und Energie der Musik widmen kann – denn ich war ja mitten in meiner Umstrukturierung. Meinen Job als Lehrerin hatte ich aufgegeben. Im Sommer 2016 trat ich aus aus dem Staatsdienst. Nun sollte es losgehen. Und da ich bestimmt nicht mehr so viel Zeit für meine Tochter haben würde, hätte sie mit ihrem Pony dann eine wundervolle Beschäftigung. Kein Wort mehr über „Langeweile“. Alle würden einfach glücklich sein.
Im Vorfeld beschäftigen wir uns schon ein wenig mit dem Thema. Wir kauften Bücher und auch ich las mich ein wenig ins Thema ein – damit ich meiner Tochter dann eventuell ein wenig zur Seite stehen konnte. So war der Plan. Wir entschieden, dass wir es alles „anders“ machen wollten. Keine klassische Reiterei, keine Gerte, kein Zaumzeug. Keine Angst und keine Unterdrückung. Wir wollten eine gleichberechtigte Partnerschaft mit unserem bald neuen Familienmitglied. Wie das geht – das wussten wir selbst nicht, denn wir waren ja auch durch unsere Erfahrungen geprägt. Aber wir wollten uns zumindest auf den Weg machen – auf den Weg in die Veränderung.
So lasen wir unter anderem Bücher von Fred Rai, der einen anderen Weg mit den Pferden gefunden hatte. Selbst mit den schwierigsten Pferden kam er klar – und am Ende ritt er ganz ohne Zaumzeug – einfach ganz ohne alles.
Wir hatten also einen „Plan“- und einen Traum.
Auf Meala stießen wir im Internet. Wir scrollten einfach ein bisschen durch – und da war sie. Ein kleines schmutziges Pony schaute frech in die Kamera. Es gab so viele tolle Tiere, die angeboten wurden – ausgebildete Pferde in toller Montur, in tollem Geschirr. Aber uns – oder genau genommen mir, wenn man es rückblickend betrachtet – hatte es dieses kleine schmutzige Pferd mit seinem kecken Blick sofort angetan.
Wir nahmen Kontakt mit der Besitzerin auf. Zumindest versuchten wir es. Das war alles nicht einfach. Irgendwie kamen wir nicht an sie heran. Als es dann irgendwann klappte, funktionierte die Kommunikation nicht richtig. Ich hinterließ eine Nachricht, dass wir sehr interessiert wären. Als ich sie dann irgendwann doch erreichte … sagte sie mir, Meala sei schon verkauft.
Wir suchten also weiter. Und weiter. Telefonierten hier und dort. Aber es fühlte sich nicht richtig an. Eines morgens kam ein Anruf. Die Besitzerin von Meala. Das Pony sei doch wieder zu haben. Sie habe sich mit ihrer Entscheidung nicht wohl gefühlt. Ob wir gucken kommen wollten….?
Na klar wollten wir das. Ich weiß noch – ich stand während des Gesprächs auf einem Parkplatz und sollte meine Tochter von der Schule abholen. Damit uns aber ja nichts dazwischen kam, entschied ich, gleich an diesem Tag noch loszufahren. Ich wollte einfach auf sicher gehen. Und so wurde alles besprochen und nachdem ich meine Tochter dann von der Schule abgeholt hatte … fuhren wir beide nach Niedersachsen. Crazy. Ja. Völlig Crazy.
Aber wenn das Herz ruft….
Meala hatte ihr Leben lang – sie war nun dreieinhalb Jahre – auf der Weide gelebt. Gemeinsam mit ihrer Familie genoss sie die Freiheit. Box oder Stall kannte sie nicht. Sie war im geschützten Rahmen ihrer Familie aufgewachsen. Ihre Mama hatte gerade ein weiteres Fohlen bekommen. Ihre Tante und Schwester waren auch dort. Eine kleine Herde von 8 Pferden. Die Besitzerin war sehr traurig – sie liebt alle ihre Pferde. Nur aus finanziellen Gründen musste sie Meala abgeben – das erste Pony, das bei ihr geboren worden war. Deswegen suchte sie nach einem wirklich passenden Besitzer.
Meala schien zu ahnen, nein – sie wusste, dass diese Entscheidung anstand. Sie tat genau das, was zu tun war: sie folgte meiner Tochter überall hin. Sie lief ihr hinterher und war einfach nur zuckersüß. Wir suchten ja schließlich auch ein Pferd für meine Tochter. Dass dieses hier noch nicht eingeritten war…. Naja. Auch das würden wir sicherlich schaffen. Es fühlte sich alles einfach so richtig an.
„Mimi, wie findest Du sie? Möchtest Du sie haben?“ Hoffentlich sagt sie ja!
Ja – das waren meine Gedanken. Und dabei ging es doch gar nicht um mich… dachte ich.
Mimi sagte Ja.
Ich war überaus glücklich.
Mimi nicht. Sobald wir im Auto saßen, begann sie zu weinen. Ihr Herz hing noch an ihrem alten Pflegepferd – aber dies ist eine andere Geschichte. Vielleicht erzählt Mimi selbst bei Zeiten mal darüber.
Es war verabredet, dass wir Meala in zwei Monaten abholen werden.
Im Sommer 2016 – einen Tag nach Mimis Geburtstag – war es dann soweit. Unsere Familie fuhr nach Niedersachsen, um unser neues Familienmitglied abzuholen in mit in unsere Heimat zu nehmen.
Es war alles so einfach. Dieses junge Pferd folgte uns so anstandslos in den Hänger – als hätten wir schon viele Male Hängertraining gemacht. Nie war es vorher geübt. Aber sie wusste offensichtlich Bescheid.
Adieu Niedersachsen. Adieu Freiheit.
Wir fuhren auf unsere Belastungsprobe zu – aber das konnten wir damals noch nicht wissen.
Zunächst waren wir einfach die glücklichsten Menschen mit dem wunderbarsten Pferd an Bord!
………